Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft fusionieren
Die Konzentration im deutschen Bankwesen setzte sich in den zwanziger Jahren fort und fand 1929 ihren Höhepunkt
im Zusammenschluß mit dem stärksten Konkurrenten, der Disconto-Gesellschaft. Acht Jahre lang firmierte die bei
weitem größte Bank in Deutschland nun unter dem Doppelnamen Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, ehe sie
1937 wieder zu dem alten und in seiner Griffigkeit nicht zu übertreffenden Namen zurückkehrte. Die Entwicklung
der Kosten war eine der Ursachen für die Fusion. Als ein weiterer Faktor galt die Konzentration in der Industrie. Die
Fusion war für Jahrzehnte das bedeutendste Ereignis in der deutschen Finanzwelt. Sie kam gerade rechtzeitig, um
der aufziehenden Weltwirtschafts- und Bankenkrise besser begegnen zu können.
Angesichts ihrer politischen Wirkungen ist diese Krise das verhängnisvollste wirtschaftliche Ereignis des
Jahrhunderts gewesen. Für die Liquiditätsklemme, in die die Banken gerieten, war die Kombination von kurzfristiger
Auslandsverschuldung und nicht mehr zahlungsfähigen Kreditnehmern ausschlaggebend; das Ausmaß der Krise
wurde darüber hinaus durch die Unbeweglichkeit des Staates mitbestimmt. Für das deutsche Bankwesen war die
Bankenkrise eine Zäsur. Der Weg zurück zu einem Zustand, der vielleicht in manchem an die "goldenen Jahre" vor
dem Ersten Weltkrieg hätte erinnern können, war für lange Zeit verschlossen. Es folgte ein Rückzug in die
Defensive und eine Zeit der Unterordnung unter die Staatsmacht, die bis nach 1945 anhielt.