options random home http://www.fmi.uni-passau.de/passau/stadtarchiv/urkunden/trans/u1.html (Einblicke ins Internet, ~06/1995)

Stadtarchiv - Transkription von Urkunden

Berhardinischer Stadtbrief 1299

1) Wir Wernhart von Gotes gnaden Bischolf ze Pazzow, veriehen an disem Brief offenlichen vor allen den, die in sehent, lesent oder lesen horent, die nv sint, vnd chumftikh sint. Daz Wir mit rat vnd mit gvnst vnsaers lieben Capitels vnd vnser Dienstmann, nah vnser Purgaer andahtiger bete haben an disem Brief verschriben vnd bestett vnser Statrecht daz ettlichmazz irre was waren hie ze Pazzow, daz man fvrbaz dar nah rihtte, vnd daz Rihtaer vnd Prugaer an chrieg in gvtem fride beliben.

2)Wir sin bey dem ersten vberaein chomen mit vnsaerm Chor vnd mit unsaern Dienstmann, vnd tvt ein man hie ze Pazzow einen Totslag vnd wyrt der selb flvhtik der den selben Totslag hat getan, oder den man sein zeichet, so sol der Rihtaer mit zwayn vz dem Rat sich vnderwinden allez sines gvtes daz er hat, vnd wird der selbe schuldig, so sol ez sten an zwain Chorherren, an zwain Dienstmann, an vier Purgaern, daz si vns den gehuldigen darnach und sein schvld ist, daz schvln si getriwlichen wegen nah ir gwizzen, vnd sol dem Rihtaer des selben gvtes niht non zehen phvnt.

3)Ist aber daz ein Totslag geshiht und vber den gerichttet wirt, der in hat getan, so sol allez sein gvt siner Huhfrowen vnd sinen erben werden und beliben.

4)Chvmt aber ein gesezznaer Purgaer in ein inziht eines Totslages vnd erbivtt sich der zu dem reht, den sol der Rihtaer niht vf haben. Iz sol aber der Rihtaer und zwen vz dem Rat gewishaeit nemen von im, als tiwr sein hab ist in der Stat; entweiht aber der, der in der inziht ist, so ist er schvldig vnd stet sein puzze an den aehten als vor geschriben ist, enbrist er aber vor reht, so ist sein gvt ledik.

5)Ist daz ein gesezznaer Purgaer einen menschen toetlichen wvndet alle die weile vnd der wunde mensch lebet so sol der Rihtaer mit des leibe vnd mit des gvt der die wvnden getan hat, niht ze schaffen haben, er floeche dann sein gvt, so sol er dem Rihtaer vnd zwein uz dem Rat vergwissen, als tiwr er in der Stat hat.

6)Wir gebieten ovch, ob ein man in der Stat ist, der einem andernman haz vnd feintschaft trait vnd weder reht noch minne von im nemmen wil, daz der Rihtaer mit rat nd mit hilfev des rats in der Stat den, der weder minne noh reht wil, mit gvten daran bringe oder mit twanchsal dwinge dazer daz reht nem vnd diser an Sorgen beleibe. 7)Swer vf den andern chlagt vmb Fvrchovf vberwint er in sein mit dem rehten so sol der vberwvnden dem Rihtaer geben zwelf vnd sehs schilling vnd enem sinen schaden ab tvn, swoz er bestaett.

8)Ufwen man chlaget vmb garntez lon daz man mit dem Sxaeizz verdient hat, der sol dem chlagaer zwispil geben, dem Rihtaer zwey vnd sibenzikh phenning. 9)Chumt ein man sinen gescholen an, der ein gast ist, swi er sin geschol sei, vnd des Rihtaer vnd sines botenniht enhat, der sol in vf haben vntz an den Rihtaer, wil er im darvber entwichen mit gewalt, enphaeht er dehainen schaden daran, da ist er niemmen niht vmb schvldikh.

10)Swer den andern in eins mans Havs iagt, chumt er fraevelichen nah im innerhalben der tvr, oder sleht oder wirfet nah im, oder zevht ihn her wider vz vnd behabt im daz wiert oder der Rihtaer an, der sol dem Rihtaer fvnf phvnt geben vnd des wiertes und des chlagaer hulde gewinnen.

11)Uf swen amn verbotniv wart chlagt, vnd mit zwain bringet, der sol dem Rihtaer ein phvnt geben vnd des chlagaers huld gewinnen; hat er sin niht ze pezzaern, so sol man in bei der schraiai anslahen.

12)Swer Got oder die Haeiligen schildet, oder vater vnd mvter, dem sol man div zvnge an daz haekel legen.

13)Swer ein swert oder ein mezzer zukchet, der sol dem Rihtaer sehzikh phenning.

14)Uf swen man chlagt vmb ravffen,, vmb mavlslege, vm paevlsleg, vmb chnvttelsleg, wirt er des vber wvnden, der sol dem Rihtaer ein phvnt.

15)Swer dem andern sein trinkchen gwaltichlichen vz trait, der sol dem Rihtaer zwey vnd sibenzikh phenning hat er der niht, so sol man im zwen vnd sibenzikh slege tvn.

16)Ist daz ein rovber oder ein ander man der wider div Stat getan hat, wil in div Stat vnd bitt den Rihtaer umb glaitt, der Rihtaer sol im dehainz geben an des chlagaer willen, tvt er iz dar vber, sleht in der chlagaer darvber, er bvzzet in niemmen.

17)Swer ein gelter ist der in div Stat chvmt, swi er gelter si, der Rihtaer sol im dehain gelait geben an des chlagaer willen.

18)Swer den verboten man der vmb gvltt in daz bot chvmt, bebaltet mit wizzen, der sol dem Rihtaer zwelif vnd sehs schilling geben vnd dem chlagaer sin phenning.

19)Swer der sei da man daz reht hin erlanget vmb gvlte, ist, das der sein gvt flohet, daz man in siner gwalt niht vindet, der sol ie vber vier wochen sweren daz er vnd sein hvsvrow so vil niht haben, da si von gelten mvgen chvmt des ein iar vz, so sol er vz der Stat varen vnd darin niht chomen an des chlagaer willen.

20)Swie einer den ander wvndet an Lem, der sol dem Rihtaer ein phvnt geben, lemt er in, so sol er dem Rihtaer fvmf phvnt.

21)Ist daz ein man vmb wvnden in das bot chvmt, swer den behalt mit willen, der sol ez dem Rihtaer bvzzen als der, der dev wunden getan aht vnd des chlagaer hvlde gewinnen, als der die wvndern hat getan.

22)Swer in div aecht chvmt mit reht, vmb totsleg, vmb rovbe, vmb divfe, vmb valsche, vmb strazzrovb, vmb prant. swer den ze tot slegt in der aeht der bezzert den niemen vnd sol man niemm in dev aeht fvrbaz tvn nvn vmb die sache die vorgenant sint, nvn in das bot.

23)Swer dem andern daz geriht verstet, der sol dem Rihtaer zwelif vnd sehs schilling vnd dem chlagaer sein phenning.

24)Swer einem chlagaer enbrist mit reht, der sol dem Rihtaer ovch enbrosten sein vmb div ansprach.

25)Swer vf den andern ehlaget vmb gvlt, vnd sin reht erlanget, der gegen dem daz reht erlanget ist, sol dem Rihtaer fier vnd zwaintzich phenning vnd in den panmarchtt zwey vnd siebenzikh.

26)Swer den andern bechlagt vnd er im darvmb emoln enbrosten ist, wirt er des vberwvnden, der sol dem Rihtaer zwelif vnd sehs schilling.

27)Datz wenn ein fiwr vz chvmt, beschriet er daz niht, er noh sin anwalt, vnd wirfet div tvr niht vf vnd versweiget iz, der sol dem Rihtaer ein phvnt.

28)Der Rihtaer sol im selben dehain wandel rihten, dem chlagaer sei e gerihtet.

29)Swoz der Rihtaer hintz einem bvrgaer zesprechen hat, er sol in niht phenden, er hab e sin reht hintz im erlanget.

30)Swer einem sn phenning vz trait, chvmt er nah im gelavffen vnd zivchet in hin wider, wert er sich sin vnd geschieht im iht davon, da ist er niemm iht vmb schvldikh.

31)Swoz ein man mit siner Hvsvrowen ze wandeln hat, da gehoret de hain werltlich reht vber, nvn gaistlich bvzze.

32)Swer einen Kneht oder ein dirne in sinem brot hat, swoz er mit den zvrnet, an gewoffenter hant vnd an tot, da ist niemmen niht vmb schvldikh.

33)Swer in einer chirchen oder in einem chirchofew sin fraevel tvt, dar sol dem Rihtaer zwelif vnd sehs schilling vnd des hvlde gewinnen des div chirch ist, da er inne gefraevelt hat.

34)Swer in eins wierts hvs chvmt dvrch trinkchen oder dvrch ander sache vnd dem wiert vnnvtz ist, stoezzet in der wiert for div tvr, da ist er niemmen niht vmb schvldikh.

35)Chvmt ein fronbot hintz eins mans hvs vnd tvt daz fvrbot hin in chvnt vnd chvmt iz den selben man niht an, nimmt er sich davon mit sinem reht, er sol der chlag niht entgelten.

36)Swer varvnd volkh, daz gvt fvr er nimmt, schilt oder sleht, daz daz blvt niht fvr chvmt vnd niht toettet, der ein gesezzner man ist, der ist dem Rihtaer dar vmb niht schvld.

37) Niemmen mag eins andern man gvt in siner gwalt verwvrkchen, sinen liep vnd sin gvt mag er wol verwvrkchen. Chvmt er vmb sin gvt vnd hat der selb man einen chavf gechavffetvnd in hat noh niht vergolten vnd ist vnverwandelt, man sol disem sin gvt wider geben.

38) Der fvrvankh vmb R÷khe, vmbmantel, oder swaz man gwantes bei ein ander vindet, ist zwelif phennig. Ein Ros sehs vnd dreizzikh. Ein Rint viervnd zwainztikh, man begreiff div havtt oder mit einanderl.

39) Swelich Pvrgaer ein andern vnsern pvrgaer bechlaiht in einem andern geriht vmb die sache da er hie ze Pazzow sin reht niht vmb erlanget hat, swoz der ander des schaden hat genomen, den er bestaetten mag, den sol er im ab tvn vnd sol vnserm Rihtaer zwelif vnd sehs schilling; hat er aer sin reht hie erlangt, swo man im dann von sinem gvt rihet, da ist er niemmen niht vmb schvldikh.

40)Ez sol vnser Rihtaer dehainen purgaer vf haben vmb dehain inziht, da si dann hannthaft oder woriv tat.

41) Vaeht der Rihtaer eines Burgaers Kneht, wil den Burgaer vz nemen vmb solche sache, so sol in der Rihtaer vz geben vnd so in der Bvrgaer ze reht stellen.

42) Wirt eins Bvrgaer Kneht oder ein gast des nahtes gevangen vf der strazze an lieht, den sol man fvren an sines herren oder an sines wirtes tvr vnd sol man im den vz geben, ob er in vz nemen wil vnd nimt er in vz, so sol er in zereht stellen, nimmt man in niht vz, so sol man in behalten vf daz reht.

43)Swer den andern ze tot sleht notwer sines leibs, mag er daz bringen als notwer reht ist, so sol er sin niht entgelten.

44)Swer den andern anspricht, er hab in gewvntt oder swert gegen im gefvret, mag diser daz bringen, daz er in sin genoettet hab mit blozzer wer, daz er sich sin wern mvest, so sol der, der div wandel geben.

45)Swer in div acht chvmt oder in daz bot, den sol der Rihtaer dar vz niht lazzen an des chlagaer willen.

46)Man sol in diser Stat dehainen gast vf haben, noh bechvmbern, an der beschrieren oder verboten wirt.

47)Swer vf des andern schaden stivret vor gerihtt, darnach vnd ez verboten wirt vnd behabt man im daz an, daz ergestevret hab vnd wirt im ertailt, daz er bezzern schvlle, der sol dem Rihtaer sehtzikh phenning.

48)Iz sol in dehainem Leithvs vf deh bainen schvlaer vnd vf dehains bvrgaer Rint vmb spil, vmb trinkchen niemmen mehr niht borgen, nvr als vil er an dem leibe hab, borget er im dar vber iht, oder wert hintz im, daz flivset er.

49)Swer ein aigen in disem Bvrchfrid hat iar vnd tag vnversprochen, der sol daz fvrbaz mit rv haben von den die innez lants sint.

50)Dehain offenvng schot niht, die man vf ein aigen tvt, man sprech iz dann mit reht an.

51)Swelch man ein aigen hat vnd daz niht verhaben mag vor ehafter not vnd bestaetet daz, daz er iz niht vberhaben mvg, der sol daz wol verchovffen oder versetzen dvrch siner ehaft not willen, im wellen dann sin erben sin ehaft not verzihen, des sol der Rihtaer sin scherm sin vnd sol des niht engelten.

52)Vmb swiv ein man oder ein vrow gevangen wirt, daz an den tot niht get, daz sol der Rihtaer niht lenger in vanchnvsse behalten, nvn vntz an den dritten Tag.

53)Swer Bvrchreht in diser Stat gewinnen wil, den sol der Rihtaer ze dem ersten fvr vns fvren, daz er vns swer und sint wir niht hie haime, so sol er sweren vnserm rat von dem Chor an vnser stat vnd darnah so er an der schrann swern vor dem Rihtaer der Stat vnd sol dem Rihtaer geben sehtzikh phenning, dem nahrihtaer vnd dem vronboten zwelif.

54)Swelich gast eins Bvrgaer tohter nimt, der hat Bvrchreht vnd ist nieman niht darvmb schvldikh.

55)Dise saetze haben wir gesetzet nach rat, doh swoz daran ze chrieg wirt, daz behalten wir vns, daz wir daz levttaern vnd beschaiden, da wellen wir mit rat zv legen vnd davon nemen swoz wir ervaren, daz vnser Stat vnd vnsern Bvrgaern nvtz vnd gvt ist, da frid vun gnad von chomen makh.

56)Des sint gezivge: Herr Gotfrid der Tvmbrobst. Her Wolfger der Techent Her Leibot von Tannberch. Her Vlrich von Steyr. Her Meingoz von Waldekk. Maister Engelschalch. Her Levtolt von Schovnberch. Graf Eberhard von Wartstain. Her Janns von Breising. Her Hainrich von Golnitz. Her Alber von Morspach. Maister Otto der Setzaer. Maister Herolt. Her Gebhart von Walsee. Her Heinrich von Cholhaimen. Herr Wernhart von Brampach: Vunser Chorherren Her Hainrich von Radekk. Her Vlrich von Wolfgersdorf. Her Hainrich von Voltchensdorf. Her Hainrich von Lonsdorf. Her Rvger von Hvtt, vunser dienstmann. Her Vlrich der Graf von Fvrstenekk. Ditmar von Aistershaimen. Minhalbn von Watzsmansdorf. Aeschpin von Hage. Pilgreim der Schenkch, vnser ritter vun ander biderb Levtt.

Diz ist geschehen datz Pazzow do von Christes gebvrd worn Tvsent jar Drivhvndert Jar an ein halbez an vnser vrowen tag der Grozn.

Wir setzen ovh hinzv mit gvter gwizzen: Swer gevangen wirt vm gvlte oder vmb ander sache die an den Tot niht engent, dem sol man siner phenning noh sins gwantez niht nemmen, mau sol ez antworten in des gerihtes gwalt, daz der gevangen dem Rihtaer sein wandel vnd den geltern davon vergelten mvg.

Iz sol dehain Bvrgaer vmb dehain inziht an der Schrann in dehainen banden antworten, man enschliezz in e. Dieser Brief ist gegeben ze Pazzow, des tags vnd des jars als vor geschrieben ist. Das vber haben wir disen Brief zv einer vrchvnd vnd zv einer bestaetigvng versigelt mit vnserm Insigel vud mit vnsers Capitels Insigel.

1)Wir Wernhart, von Gottes Gnaden Bischof zu Passau, bekennen mit diesem Briefe öffentlich vor allen, welche ihn sehen, lesen oder lesen hören, sowohl Gegenwärtigen als Künftigen, daß wir mit Rat und Gunst unsers lieben Kapitels und unserer Diener, nach unserer Bürger andächtiger Bittee, in diesem Briefe aufgeschrieben und bestätigt haben unser Stadtrecht, das einiger Maßen hier in Passau eine irrige Anwendung gefunden hat: damit man in Zukunft nach demselben richte und Richter und Bürger fern von jedem Streite, mit einander in gutem Frieden bleiben.

2)Vorerst sind wir mit unserm Chore und mit unsern Dienern übereingekommen, wie folgt: Begeht hier in Passau ein Mann einen Todtschlag und wird der Täter flüchtig, oder der, welcher der That besichtigt wird, so soll der Richter mit zwei Rathsmitgliedern sich seines ganzen Vermögens bemächtigen und wird derselbe schuldig gefunden, so sollen sich zwei Domherren, zwei Dienstmänner und vier Bürger der Sache annehmen und den Thäter unserer Gnade empfehlen, je nachdem seine Schuld ist, und letztere nach ihrem Gewissen getreulich abwägen und soll dem Richter von des Thäters Vermögen nicht mehr gebühren als 10 Pfund.

3)Geschieht aber ein Todtschlag und wird über Den gerichtet, welcher ihn verübt hat, so soll all sein Gut leiner Gattin und leinen Erben verbleiben.

4)Wird aber ein angesessener Bürger eines Todtschlages beschuldigt, und stellt sich derselbe freiwillig vor Gericht, so soll ihn der Richter nicht aufhalten, sondern er muß sich mit Zuziehungen von zwei Rathsmännern von dem Vermögensstande des Ungeschuldigten in der Stadt Gewißheit verschaffen; entzieht sich aber derselbe dem Gerichte, so soll sein Gut dem Gerichte verfallen sein.

5)Wenn ein angesessener Bürger einen Menschen tödtlich verwundet, so soll der Richter, so lange der Verwundete noch lebt, mit Leib und Gut des Übelthäters nichts zu Schaffen haben; entflieht aber derselbe, so sollen der Richter und zwei aus dem Rathe Kenntniß nehmen, wie viel Vermögen er in der Stadt besitzt.

6)Wir gebieten ferner: Wenn Jemand in der Stadt ist, der gegen einen Andern Haß und Feindschaft trägt, sich aber weder auf dem Rechtswege noch mittels gütlichen Vergleiches mit ihm vertragen will, so soll ihn der Richter mit Beihilfe des Stadtrathes gewaltsam zwingen, daß er Recht nehme, damit der Andere ohne Sorge bleibe.

7)Wer einen Anderen wegen Fürkaufes verklagt und ihn desselben rechtlich überführt, so soll der Überführte dem Richter 12 und 6 Schillinge bezahlen und dem Andern seinen erwiesenen Schaden ersetzen.

8)Wer wegen Vorenthaltung des mit dem Schweiße verdienten Arbeitslohnes verklagt wird, soll dem Kläger den doppelten Betrag, dem Richter aber 72 Pfenninge geben.

9. Trifft ein Mann seinen Schuldner an, der ein Auswärtiger ist, so mag er ihn wegen was immer für einer Schuld, auch in Abwesenheit des Richters und seines Boten, festhalten bis zur Auslieferung an den Richter. Will er darüer dem Gläubiger mit Gewalt entweichen, ohne diesen zu beschädigen, so ist er deswegen Niemanden verantwortlich.

10) Wer einen anderen in Jemand's Haus jagt, freventlich durch die Hausthüre eindringt und darin den Anderen schlägt, nach ihm wirft, oder ihn wieder herauszieht, soll, wenn er darüber vom Hauswirthe oder Richter angehalten wird, dem letzteren 5 Pfund geben und sich mit dem Hauswirthe und Kläger abfinden.

11) Wenn Jemand wegen verbotener Worte (Schimpfworte) mit Beibringung von zwei Zeugen verklagt wird, der soll dem Richter eine Strafe von 1 Pfd. bezahlen und sich mit dem Kläger vergleichen; kann er die Strafe nicht bezahlen, so soll man ihn bei der Schreiat (Gerichtstafel) anschlagen.

12) Wer Gott oder die Heiligen schilt, oder Vater und Mutter, dem soll man die Zunge an das Häkel legen.

13) Wer ein Schwert oder Messer zuckt, der soll dem richter 60 Pfennige geben. 14) Wer verklagt wird wegen Raufens, wegen Maulschellen, wegen geschlagener Beulen oder wegen Schlägen mit Knütteln, soll, wenn er dessen überwiesen wird, dem Richter 1 Pfund bezahlen..

15) Wer dem Anderedn sein Getränk gewaltsam entreißt, soll dem Richter 72 Pfenninge entrichten, besitzt er aber diese nicht, so soll man ihm 72 Stockstreiche geben.

16) Wenn ein Räuber odere ein anderer Mann, welcher der Stadt Schaden zugefügt hat, in die Stadt will und den Richter um sicheres Geleit bittet, so soll ihm der Richter keines geben ohne des Klägers Zustimmung; thut er es doch und schlägt ihn der Kläger deswegen, so kann er ihm darüber nicht strafen.

17) Ein Schuldner, der in die Stadt kömmt, wer er auch sei, soll vom Richter ohne des Klägers Willen kein Geleit erhalten.

18)Wer einen Mann, der wegen Schulden dem Gerichte verfällt und dem die Stadt verboten ist, wissentlich beherbergt, der soll dem Richter 12 und 6 Schillinge geben und dem Kläger sein Geld.

19)Wer vom Gerichte zur Zahlung seiner Schuld angehalten wird, sien Vermögen aber heimlich entfernt, so daß man es in seinem Besitze nicht findet, der soll binnen vier Wochen schwören, daß er und seine Frau nicht so viel besitzen, um die Schuld bezahlen zu können; nach Verlauf eines Jahres soll er alsdann die Stadt verlassen und in dieselbe ohne Zustimmung des Klägers nich t mehr kommen. (...)

Nach: Geschichte der Stadt Passau. Von Alexander Erhard. Passau 1862.

Andreas Gehmeyr, 23.07.1993