hide random home http://www.ix.de/ix/raven/Web/9503/WebZs.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)

Foto Web-Zeitschriften

Elektronische Zeitschriften im und zum Internet

Web-Version aus iX-Logo 3/95, S. 105 ff.

Für den Überblick: iX-TRACT
Letzte Modifikation: 12. Mai 1995, 19:25 Uhr

Die Web-Version dieses Artikels ist gegenüber der in iX veröffentlichten Fassung angepaßt - und wird laufend erweitert. Wann die letzte Veränderung stattgefunden hat, ist am Anfang des Dokuments zu erkennen.


Inhalt
Lies mich, bevor du gehst (der Artikelanfang)
Nicht nur Online-Zeitschriften im Web (Zeitungen, Zeitschriften)
Brennpunkt: die Association of Research Libraries
Interaktive Magazine im Web
Thema: das World Wide Web selbst
Literatur
Welt der URLs
Metaliste elektronischer Zeitschriftenquellen
Computerzeitschriften (und das Umfeld)
Wo FAQs und Neuigkeiten zu E-Zines finden sind
Schöne Künste ...
Web-Trendsetter und -Beobachter
Wissenschafltiches
Zeitungen/Zeitschriften
Diverse Zeiger

Lies mich, bevor du gehst

Henning Behme

Im World Wide Web zu veröffentlichen, ist erheblich leichter, als einen Verleger für das - wie auch immer - Selbstgeplante zu finden. Dennoch findet sich vieles in diesem boomenden Zweig des Internet wieder, das einen zweiten oder dritten Blick lohnt. Hier soll es um Zeitschriften gehen, die sich entweder im Web 'tummeln' oder sich dort mit ihm beschäftigen.

Längst haben außer iX respektive dem Heise-Verlag andere die Möglichkeiten erkannt, die das Internet vor allem mit dem World Wide Web (WWW, kurz Web) bietet. Und Firmen, die das Web kommerziell nutzen - sowie solche, die darüber erreichbar sein wollen -, schießen reihenweise aus dem Boden respektive lassen sich von einer der neuen Web-Firmen registrieren. Dabei vergißt der ungeübte Web-Einsteiger vielleicht, daß der herkömmliche Sinn des Internet Informationsaustausch war. Den gibt's natürlich immer noch, in vielerlei Hinsicht.

Zeitschriften im Web sind in diesem Zusammenhang entweder elektronische Varianten von üblicherweise auf Papier vertriebenen Publikationen oder sogenannte E-Zines (von electronic magazines/ fanzines), die 'nur' elektronisch existieren. Und es gibt seit einigen Monaten eine wachsende Anzahl interaktiver Medien, die im allgemeinen von Verlagen als 'Add-On' zu ihren Papierausgaben das weite Feld des Electronic Publishing auszuloten versuchen.

Deshalb beinhalten die teilweise umfangreichen Listen elektronischer Zeitschriften nicht nur klassisch-gedruckte Titel, sondern auch solche, die ausschließlich bitweise zum Leser kommen. Von allgemein orientierten Heften bis zu Hochschulzeitschriften und sehr fachbezogenen Magazinen. Und nicht zu vergessen, die interaktiven Erweiterungen dessen, was Druckwerk und Mailbox einmal waren: Global Network Navigator (GNN) und HotWired allen voran.

In den Kästen mit kurzen Hinweisen auf die unterschiedlichsten Zeitschriften sollte niemand Vollständigkeit erwarten. Beim Herumstöbern im Web dürften Ausdauernde auf weitere Magazine gleich welcher Art stoßen. Wer sich auf die Suche machen will, hat offenkundig bei iX schon damit begonnen...

Nicht nur Online-Zeitschriften

Zunächst zum Thema Papiernes im Internet: sowohl Der Spiegel als auch Time haben ihren WWW-Service. Ersterer im Rahmen der Bundesdatenautobahn (daher das bda im HTTP-Adreßnamen), 'Auffahrt Hamburg', letzterer als Teil vonTime Warner. Die Liste der 'normalen' Zeitschriften, die mittlerweile übers Web erreichbar sind, wächst, blüht und gedeiht - und ist zumindest teilweise unter diversen URLs (Universal Resource Locator) zu verfolgen.

Für die aus der Papierwelt kommenden Publikationen (siehe Tageszeitungen und Zeitschriften im Web) gilt fast immer, daß sie nicht all ihre Artikel et cetera ins Netz stellen. Vielmehr befinden sich viele noch im Experimentierstadium. Steve Outing hat eine Liste Commercial Online Newspapers Services zusammengestellt, die vor allem US- Zeitschriften im Internet enthält. Allerdings ist dort beispielsweise auch ein Eintrag für die Kyodo News aus Japan zu finden, die per EMail für 480 Dollar jährlich in englischer Sprache vertrieben wird. Die genannte Liste enthält außer den URLs auch Hinweise zu den einzelnen Publikationen.


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Update:

Steve Outing pflegt Neeuinträge mit einem "NEW" zu markieren, so daß gelegentliche "Besucher" seiner Seiten die Veränderungen sehen, ohne mit älteren Beständen vergleichen zu müssen.

Jupiter Communications bietet neuerdings The 19995 Online Newspaper Report an - 260 Seiten, die allerdings immerhin 995 $ kosten sollen. Kleine Zeitschriften wie iX (unter 100 000 Auflage) bekommen circa 30 Prozent Rabatt...


Andere wie die noch URL-lose New York Times veröffentlichen über einen Diensteanbieter (in diesem Fall: The Pipeline) zunächst kostenlos Anzeigen, offenkundig, um zu sehen, wie viele Reaktionen aus dem Web kommen - bisher waren allerdings solche Anzeigen noch nicht zu finden. Die Daily News aus Halifax im kanadischen Nova Scotia dagegen bietet bereits Nachrichten, lokale wie weltweite. Für die lokalen sorgen die Daily-News-Mitarbeiter anscheinend selbst. Sogenannte 'world news' hingegen kommen von der NandO Times (Raleigh, North Carolina) und Time. Die NandO Times ist ein Ableger der 'News & Observer', der Tageszeitung in Raleigh, mit etwa 150000 Tagesauflage. All diese Informationen und mehr sind natürlich dem Web zu entnehmen.

Etwas umständlich stellt sich der Zugang zum britischen Telegraph dar. Wie auch bei anderen müssen Interessierte sich registrieren (lassen), um dafür eine achtstellige Nummer als Paßwortersatz zu bekommen. Erst deren Eingabe führt ins Königreich der Artikel. Völlig unmöglich erweist sich, auch nur annähernd alle elektronischen Zeitschriften, Zines und Journals zu erfassen oder strukturiert wiederzugeben. Für Stöberer enthält die Liste der Listen Pointer, die für ein paar Tage reichen dürften. Dabei stellt sich schnell heraus, daß erst Blicke in mehrere dieser Zusammenstellungen ein halbwegs abgerundetes Bild ergeben (können). In den News-Gruppen comp.internet.library und alt.zines finden sich diesbezüglich Kompilate (siehe auch das lokale Menü).

Brennpunkt: die Association of Research Libraries

Was Michael Strangelove vor Jahren in Ottawa (Kanada) begonnen hat, führt der amerikanische Bibliotheksverbund Association of Research Libraries bereits seit 1990 weiter. Lisabeth King von der ARL veröffentlicht ihre Liste elektronischer Zeitschriften immer wieder; die fünfte Auflage soll in diesem Frühjahr erscheinen. Elektronisch ist eine gekürzte Version der Liste erreichbar: für Zeitschriften und Newsletter. Ann Okerson hat dazu eine Einführung geschrieben, die ebenfalls online zu lesen ist.

Quellen für die in diesem Artikel versammelten URLs zu nennen, hieße jede Menge weitere URLs aufzuführen. Die beiden in [1, 2] genannten Bücher etwa enthalten jede Menge. In den USA scheinen universitäre Zeitschriften recht verbreitet zu sein: studentische Aktivitäten wie das satirische Gonzo von der Georgetown-Universität oder die Zeitschrift The Bucknellian von der gleichnamigen Universität in Lewisburg, Pennsylvania, sind nur Beispiele. Deren erstes zeigt außerdem, daß es einige zentrale Sammelpunkte für Zeitschriften im Web gibt. Neben der Universität von North Carolina (Chapel Hill), die mit Sun zusammen den SunSite unterhält, ist das vor allem die Etext-Organisation und als Mirror die Universität von Michigan.

InDOpendent, eine deutsche studentische Zeitschrift, kommt, wie wäre es anders zu erwarten, von der Universität Dortmund, an der das noch nicht kommerzialisierte EUnet jahrelang beheimatet war. Allerdings ist momentan nur die erste Web-Ausgabe verfügbar, weitere hängen davon ab, wie sie ankommt.

Als Highlights für Geisteswissenschaftler könnten sich die Bryn Mawr Classical Review und Medieval Review (siehe den Universal Resource Locator Wissenschaftliches) erweisen. Unter denen, die an Computern und Kommunikation interessiert sind, dürfte der URL des Computer-Mediated Communication Magazine wohl schon die Runde gemacht haben, denn dort ist immer Spannendes zum Thema zu lesen.

Eher für Informatiker Geeignetes enthalten, auch das war zu erwarten, die Hypertexte des IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers): unter www2.ncsu.edu/unity/users/j/jherkert/tsmag.html ist ihr Technology and Society Magazine zu finden. Nach dem ersten Blick ist die Enttäuschung groß: nur das Inhaltsverzeichnis. Einziger Trost: es gibt eine Menge anderer Links, das IEEE betreffend.

Wenn es um die Qualität elektronisch-interaktiver Magazine geht, ist als erstes das von Wired Ventures, den Herausgebern der Szene-Zeitschift Wired, veranstaltete HotWired zu nennen, obwohl es nicht als erstes am Markt war (der Verlag O'Reilly & Associates war mit dem GNN - siehe unten - schneller). Gegen Registrierung der persönlichen Daten - schließlich wollen die Sponsoren wissen, wie viele 'Abonnenten' es gibt - ist ansonsten kostenloses Blättern durch die verschiedenen Rubriken mö glich. Das Angebot umfaßt außer den eigentlichen HotWired- Seiten neuerdings auch die Wired-Bibliothek, die vor Monaten noch für Nichtregistrierte zugänglich war Den URL www.wired. com sollten Web-Surfer durch www.hotwired.com ersetzen ( falls man sich registrieren will). Ohne Registrierung ist allerdings kein Zugriff auf Wired-Artikel mehr möglich.

Entscheidender Unterschied zu herkömmlichen Veröffentlichungen im Internet ist, daß die Teilnehmer sich zu Artikeln, die bei HotWired erscheinen, äußern können - und daß dieseReaktion wiederum für alle HotWired-Abonnenten sichtbar (lesbar) ist.

Interaktive Magazine im Web

Wie HotWired ist auch O'Reillys Global Network Navigator kostenlos zu haben - den Obolus machen auch hier die üblichen Angaben zur eigenen Person aus. Wer sich registriert und einen GNN-Server ausgewählt hat (in Deutschland gibt es momentan deren zwei: einen beim Dortmunder EUnet und einen an der TU Chemnitz), erhält das in der Abbildung auf der nächsten Seite befindliche Menü und kann sich von dort zu den unterschiedlichen Rubriken durchhangeln. Auch dort kann der geneigte Leser sich zu den Artikeln äußern, und alle (Abonnenten) kriegen es mit.


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An der Westküste und im Osten der USA ist Vibe, eine Zusammenarbeit von Quincy Jones/David Salzman Entertainment und Time Publishing Ventures, Inc., erreichbar. Städtische Musik und Jugendkultur sind nach eigener Aussage die zentralen Themen.

Allerdings handelt es sich bei Vibe nicht um eine elektronische Zeitschrift, sondern um ein Printmedium, das übers Web fü r die laufende Ausgabe wirbt und ein Archiv zur Verfügung stellt.

Zu den Minderheitenprojekten dürfte das von John Maxwell, Elizabeth Fisher und anderen unternommene Projekt NWHQ gehören; eine Zeitschrift, die sich nicht als fertiges Produkt, sondern als work in progress versteht. Über den URL sind weitere Details zu den Autor(inn)en und dem Projekt zu erfahren.

Texte und Bilder haben bei NWHQ nicht reinen Informationsgehalt; vielmehr sind sie ähnlich den BRETTnews Versuche, ins Web ästhetische Inhalte und Formen einzubringen. Dafür sprechen sowohl die hier veröffentlichten Texte, als auch die mit ihnen 'verbundenen' Bildelemente.

Brett Leveridge, Macher der BRETTnews, hat seine Home Page bei der genannten Zeitschrift Vibe, wo er als erster Artist-in-Residence arbeiten darf. Seine Illustrationen erinnern sicherlich nicht zufällig an die Werbung der fünfziger Jahre. John Labovitz, der eine umfangreiche und informative Liste elektronischer Zeitschriften zusammengestellt hat, nennt es ein Zine, das unter anderem Humor und Unterhaltung, Müll und Triviales bringt.

Viele der Zeitschriften, vor allem, wenn sie aus dem kulturellen Bereich stammen, gehen ins Beliebige. Ob Erzählungen über Leveridges The Men my Mother Dated Literatur sind, sei hier dahingestellt; es ist eben für jeden Geschmack etwas im Web, auch 'Trash & Trivia'.

Thema: das World Wide Web selbst

Kein Wunder, daß es unter den im Web angebotenen Periodika einige gibt, die sich mit dem World Wide Web selbst beschäftigen. Der wöchentlich erscheinende Scout Report (auch bei iX nachzusehen) ist per EMail kostenlos zu abonnieren und bringt beispielsweise die Neuigkeiten bei Bedarf gleich als HTML-Datei in den Posteingang, und der Verteiler, die InterNIC Information Services, bietet in jedem 'Heft' neue URLs, Gopher-Sites und EMail-Kontakte, insgesamt mit einem Schwerpunkt auf universitäre und allgemeinpolitischeThemen.

Gleiches gilt für den aus Sunnyvale, CA, kommenden Netsurfer Digest, der wie der Scout Report am besten in HTML zu bestellen ist, so daß der Webmaster ihn gleich und einfach ins lokale Netz bringen kann. Daß sich die beiden Quellen überschneiden müssen, liegt in der Natur der Sache. Denn im Gegensatz zu anderen bieten Scout Report und Netsurfer Digest keine Artikel, sondern lediglich die Metainformation: wo welche neue Informationsquelle zu finden ist. Ganz anders der WEBster (Mail an sos@webster.tgc.com), den Tabor Griffin Communications in San Diego, CA, herausgeben. Zu abonnieren ist das Wochenblatt für 29 Dollar. Ende Januar 1995 belief sich die Auflage laut TGC auf über 10 000 Exemplare.

Ausgeliefert wird der WEBster per EMail: eine derart ankommende Datei ist schnell nach HTML gewandelt. Die einzelnen Artikel erhalten Interessierte, indem sie elektronische Post an i-want-it@webster.tgc.com schicken, mit der Nummer des Artikels in der Subject-Zeile.

Eine Tour d'horizon wie diese ist im Prinzip endlos, aber irgendwann muß Schluß sein. Deshalb sei an dieser Stelle nur noch auf zwei URLs verwiesen, die für die Spannbreite des Angebots stehen können. Die Gruner&Jahr-Zeitschrift Geo unternimmt im Web eine Initiative Projekt Tropischer Regenwald e. V., und die US-amerikanische Männerzeitschrift Playboy wirbt unter anderem mit seinen Playmates des Monats um Abonnenten. (hb)


Literatur

[1] John December, Neil Randall; The World Wide Web Unleashed; Indianapolis (Sams) 1994

[2] Bill Eager; Using the World Wide Web; Indianapolis (Que Corp.) 1994

[3] Jacques Leslie; Goodbye Gutenberg; Pixelating peer review is revolutionizing scholarly journals; Wired 10/94, S. 68 [elektronischer Zugriff erfordert Registrierung bei Hotwired]

[4] Henning Behme; Jäger und Sammler; Orientierung imWorld Wide Web; iX 12/94, S. 78


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Last modified: February 12, 1995. hb@ix.de