hide random home http://www.spd.de/politikfelder/jugend/lehrstel.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)

Pressemitteilung des SPD Parteivorstandes vom


Sozialdemokratische Partei Deutschlands


In der morgigen Ausgabe der Braunschweiger Zeitung erscheint die folgende Kolumne des SPD- Bundesgeschäftsführers Günter Verheugen:

Verheugen: Untätigkeit der Bundesregierung führt in die Lehrstellenkatastrophe
Kohl verspielt die Lebenschancen junger Menschen und gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland

Deutschland steuert auf eine Lehrstellenkatatstrophe zu. In Ostdeutschland findet nur jeder dritte Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Auch in Westdeutschland fehlen tausende Lehrstellen. 15 Prozent eines Altersjahrgangs bleiben ohne qualifizierte Berufsaussbildung. Angesichts des Fehlens von tausenden Ausbildungsplätzen kann von der Möglichkeit der freien Berufswahl für junge Menschen ernsthaft kaum noch gesprochen werden. Doch die Bundesregierung beschränkt sich auf folgenlose Appelle und leere Versprechungen. Dadurch verspielt sie die Lebenschancen ungezählter junger Menschen.Die Kohl- Regierung hat nichts unternommen, um die gemeinsamen Beschlüsse mit den Ländern, Gewerkschaften und Arbeitgebern zur Verbesserung der Ausbildungssituation zu verwirklichen. Der Bund hat als öffentlicher Arbeitgeber eine besondere Vorbildfunktion gegenüber der Wirtschaft. Wenn er seiner eigenen Verantwortung für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen nicht gerecht wird, verlieren seine Appelle an die Wirtschaft jede Glaubwürdigkeit. Die Wirtschaft hat ihre Zusagen zur Schaffung ausreichender Ausbildungsplätze nicht eingehalten. Es kann nicht hingenommen werden, daß die Arbeitgeber ihrer Ausbildungspflicht immer weniger gerecht werden und stattdessen die Kosten für Ausbildung auf den Staat abwälzen. Es liegt im ureigenen Interesse der Wirtschaft, ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern. Wer ständig behauptet, die Interessen der Wirtschaft seien am besten bei der Wirtschaft selbst aufgehoben, der muß sich fragen lassen, wie er es verantworten kann, daß in Westdeutschland innerhalb von nur zwei Jahren fast jeder sechste Ausbildungsplatz gestrichen wurde. Bildung und Ausbildung sind entscheidende Wirtschaftsfaktoren. In unserem rohstoffarmen Land sind die Kenntnisse und Fähigkeiten der Menschen die wichtigste Ressource unserer Wirtschaftskraft. Die Krise im Berufsbildungswesen, verursacht durch die Untätigkeit der Bundesregierung und der Arbeitgeber, gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland. Es ist jetzt eine grundlegende Reform der - Seite 2 - Berufsausbildung notwendig. So müssen ausbildungswillige Betriebe endlich unterstützt werden. Es müssen Anreize für Unternehmen und Verwaltungen geschaffen werden, Lehrstellen bereit zu stellen. Dazu können beispielsweise Steuererleichterungen gehören. Umgekehrt muß überlegt werden, inwieweit Unternehmen, die sich der Ausbildungsverpflichtung verweigern und diese der Konkurrenz oder dem Staat überlassen, durch eine Ausbildungsplatzabgabe an der Schaffung von Lehrstellen beteiligt werden. Die Lehrstellenlücke in den neuen Ländern soll - befristet bis zum Jahr 2000 - durch die Bereitstellung außerbetrieblicher Ausbildungsplätze geschlossen werden. Mädchen und junge Frauen müssen speziell und verstärkt gefördert werden. Fach- und Berufsschulen müssen gezielt ausgebaut und modernisiert werden. Statt frommer Wünsche und leerer Versprechungen sind jetzt wirksame Maßnahmen zur Schaffung von Lehrstellen nötig. Die SPD hat dazu mit ihrem Maßnahmenkatalog ihre Bereitschaft und Kompetenz bewiesen. Nun ist die Bundesregierung gefordert.


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