hide random home http://www.tnt.uni-hannover.de/data/info/www/tnt/subj/other/cooking/coffee/gold.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)

Der Erfolgszug des Schwarzen Goldes

Die Heimat des Kaffees scheint irgendwo in Abessinien, dem heutigen Äthiopien, zu liegen, und dort in der Provinz Kaffa. Zwei Hirten wunderten sich der Sage nach darüber, daß ihre Kamele nächtelang herumtollten und selbst nach Tagen noch keine Zeichen von Müdigkeit erkennen ließen. Bald kamen sie dem Geheimnis auf die Spur und entdeckten einen Baum, dessen Früchte die Tiere mit Vorliebe gegessen hatten.

Bevor aber die arabischen Gelehrten ihn in ihren Schriften nannten, wurde er seit dem 14. Jahrhundert in den terrassenförmigen Gärten Jemens angebaut. Es wird angenommen, daß er durch die Überfälle der Äthiopier im Jemen im 13. und 14. Jahrhundert dorthin gelangt sei. Vor allem die Mekkapilger verbreiteten den Kaffeegenuß in der ganzen mohammedanischen Welt, denn sie wurden in der heiligen Stadt mit dem Kaffee vertraut. In's christliche Europa gelangte der Kaffee erst im 17. Jahrhundert, und dort zunächst nach Venedig. Am Hofe des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. servierte der Gesandte von Mohammed IV. den Hofschranzen und den Gästen zum ersten Mal einen Kaffee nach türkischer Hofsitte. Ludwig XIV. begünstigte dann den Kaffeegenuß, weil er glaubte, damit der immer mehr um sich greifenden "Trunksucht" zu begegnen. Paris wies schon Ende des 17. Jahrhunderts etwa 250 Kaffeehäuser auf, 1715 waren es 600 und 1782 gegen 1800. In Deutschland wurde das erste Kaffeehaus 1677 in Hamburg eröffnet, dem folgte dann Bremen. Kein Wunder, daß sich diese beiden Städte zu den deutschen Kaffeezentren entwickelten, wie man ja auch heute noch aus der Werbung diverser Kaffeesorten entnehmen kann.

Mittlerweile ist der Kaffee zu einem der wichtigsten Welthandelsprodukte geworden: Nach Erdöl ist er der wichtigste Exportrohstoff. Weltweit werden dem Tropenboden jährlich 6 Milliarden Kilogramm Kaffee abgerungen. Und trotzdem haben die Kaffeebauern extreme Probleme mit den Weltmarktpreisen, nur die wenigsten können sich auch nur einen bescheidenen Lebensstandard damit erarbeiten. In den 76 Ländern, in denen Kaffee angebaut wird, leben über 100 Millionen Menschen von Produktion, Verarbeitung und Vertrieb dieses landwirtschaftlichen Rohproduktes.

Der aus Äthiopien stammende Kaffee wurde von den Europäern im Zuge der kolonialen Ausdehnung über die ganze Welt verbreitet. Zunächst waren es die Türken und Araber, die ihn anbauten. Ja, sie erklärten die Pflanze sogar zum Staatsgeheimnis. Durch List und Tücke kamen dann zuerst die Niederländer in den Besitz der Pflanze. In den Gewächshäusern Amsterdams zogen sie Kaffeeschößlinge auf, um sie von hier aus direkt in die neu eroberten Kolonien zu verpflanzen. 1658 begann der Anbau auf Ceylon, es folgten Java, dann Sumatra, Bali und Timor. Ab 1718 wuchs holländischer Kaffee dann auch in Südamerika, und zwar in Niederländisch-Guana, dem heutigen Surinam, und dem standen dann später die Franzosen, die Spanier und Portugiesen nicht nach. Sie bestahlen sich jetzt gegenseitig, wie der protugiesische Diplomat, der 1727 Kaffeesetzlinge aus Guana in einem Blumenstrauß versteckt nach Brasilien brachte. Schon 1750 wurde der Kaffeeanbau dort intensiv betrieben, bis heute ist Brasilien das wichtigste Kaffeeland. Die Engländer, die im 18. Jahrhundert zu den größten Kaffeeverbrauchern Europas zählten, brachten dann den Kaffee nach Jamaika, und die spanischen Jesuiten führten ihn auf den Philippinen, in Cuba, Guatemala, Puerto Rico, Venezuela und am Ende des 18. Jahrhunderts in Mexiko und Kolumbien ein.


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Ursula Rost