http://www.tnt.uni-hannover.de/data/info/www/tnt/subj/other/cooking/coffee/weitere_wirk.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)
Weitere Wirkungen von Kaffee
Insgesamt wirkt Kaffee auf die verschiedenen Organsysteme,
leistungsmäßig betrachtet, uneinheitlich. Einerseits wird die
Adrenalinausscheidung angeregt, was sich bei Überdosen in einer
Pupillenerweiterung niederschlägt, andererseits wird die
Magensaftproduktion gesteigert, was zu einer Verbesserung der
Verdauung führt, und - vielleicht werden Sportler jetzt aufhorchen
- kurze sportliche Leistungen werden nach koffeinhaltigem Kaffee
besser als nach koffeinfreien Vergleichsproben. Bei ausdauernden
Leibesübungen bedeutet Kaffee aber eine zusätzliche Belastung für
den Kreislauf. Während reines Koffein den Pulsschlag verlangsamt
und die Gefäße erweitert, was mit einer Erhöhung des Blutstroms
verbunden ist, zeigt Kaffee bei kreislaufgesunden, kaffeegewohnten
Menschen keine oder nur geringe Wirkungen auf den Kreislauf.
Vorsicht allerdings sollten Menschen walten lassen, die zu einem
sehr hohen Bluthochdruck neigen, die sollten möglichst auf Kaffee
ganz verzichten.
Diabetiker mit Bluthochdruck: Kaffeetrinken erlaubt!
Diese Schlagzeile erschien im Mai letzten Jahres im Diabetiker
Ratgeber. Dort bezog sich der Autor auf eine in der
Fachzeitschrift "British Medical Journal" veröffentlichte
schottische Studie. Die Wissenschaftler untersuchten zunächst
Menschen, die unter einer milden Hypertonie leiden. So bezeichnet
der Fachmann einen Blutdruck der leicht auf 90 bis 105 erhöht ist.
Bei den Prüflingen war nach der Testzeit von 13 Tagen der
Blutdruck unverändert, egal ob sie koffeinhaltige Kost wie Kaffee,
Tee, Schokolade oder Cola-Getränke zu sich genommen hatten oder
nicht. Der Ratger kommt daher zu dem Schluß: "Patienten, deren
Blutdruckwerte gerade noch an der Grenze des Normalen liegen oder
bereits leicht erhöht sind, muß also nicht mehr - wie früher oft -
empfohlen weren, auf Kaffee zu verzichten oder nurmehr
koffeinfreien Kaffee zu trinken."
Schadet Kaffee dem Herzen?
Im medizinischen Fachbuch "Ernährungsmedizin und Diätetik" von
Prof. Heinrich Kaspar lesen wir, daß es nicht angebracht ist,
Kaffee zur Verminderung des Herzinfarktrisikos zu verbieten, da
die überwiegende Mehrzahl der Studien keinen Beweis für einen
Zusammenhang zwischen Kaffeegenuß und Herzkranzgefäß-Erkrankungen
erbracht hätten. Eine Einschränkung wird allerdings bei den
Patienten empfohlen, die einen extrem hohen Cholesterinspiegel
haben.
Zu ähnlichen Ergebnissen sind auch neuere Untersuchungen
niederländischer und amerikanischer Wissenschaftler gekommen, die
im letzten Jahr im "New England Journal of Medicine" und im
"Journal of the American Medical Association" veröffentlicht
wurden. In Rotterdam und in Boston wurden über einen Zeitraum von
zwei Jahren 45000 Männern begleitet, um festzustellen, ob
Kaffeetrinken ein Risiko für das Herz in sich birgt. Zu Beginn der
Studie hatte kein Prüfling diagnostizierbare Herz- Kreislauf-
Erkrankungen. Nach Beendigung der Studie stand fest, daß in diesen
zwei Jahren weniger Kaffeetrinker (max. sechs Tassen Kaffee pro
Tag) als Abstinenzler einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt
erlitten hatten. Auch Herzoperationen mußten die Abstinenzler
statistisch häufiger über sich ergehen lassen. Daraus kann
gefolgert werden, daß der Kaffeegenuß bei herzgesunden Menschen
kein zusätzliches Risiko für eine Erkrankung des Herz-
Kreislaufsystems mit sich bringt.
Doch so klar diese Resultate wirken, die Wissenschaftler stehen
bei einem anderen Ergebnis vor Rätseln, denn diejenigen
Kaffeetrinker, die nur entkoffeinierten Kaffee genossen, schnitten
mit den meisten Infarkten am schlechtesten ab.
Das Fazit dieser Untersuchung lautet aber sicherlich:
Kaffeetrinken ist für Gesunde auch weiterhin erlaubt, bereits
Herzkranke sollten sich mit ihrem Arzt besprechen.
Kaffee und Cholesterin
Verunsicherung entstand nach Veröffentlichung skandinavischer
Forschungsergebnisse. Hier stellte man fest, daß Kaffee die
Blutfettwerte erhöht. Die Verbraucher Zeitschrift Test berichtet
in ihrer Ausgabe 9/91 gelichzeitig, daß norwegischen und
niederländischen Studien zufolge, nur aufgebrühter und
ungefilterter Kaffee diesen Effekt habe. Diese herkömmliche
Kaffeezubereitungsmethode sei im Norden Europas offensichtlich
wesentlich verbreiteter als bei uns.
Es wird vermutet, daß die Fette der Kaffeebohne selbst für diese
Wirkung verantwortlich sind. Bei der Kaffeefilterung bleiben sie
nämlich größtenteils im Filter hängen und können deshalb den
Blutfettspiegel auch weniger beeinflussen.
Auch das Bundesgesundheitsamt ist tätig geworden. Hier stellte man
fest, daß eine Tasse Kaffee den Cholesterinspiegel um
"durchschnittlich 1,2 Milligramm pro Deziliter Blut" anheben kann.
Dies ist ein äußerst geringer Wert, allerdings handelt es sich vor
allem um eine Cholesterin-Fraktion (LDL), die sich besonders
ungünstig auf das Arteriosklerose-Risiko auswirkt. Dennoch, die
Datenlage ist bis heute unsicher, so daß man höchstens den
Menschen empfehlen müßte den Kaffeekonsum einzuschränken, die
einen weit über der Norm liegenden Cholesterin-Spiegel haben.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen noch einen Tip zur
Selbstkontrolle geben: Oftmals sind Einschränkungen, wie Verzicht
auf Eier oder Kaffee völlig unsinnig, da die Gründe für einen
überhöhten Cholesterinspiegel ganz unterschiedlich sein können und
deshalb jeder Mensch anders auf Veränderungen im Eßverhalten
reagiert.
Hat der Arzt bei Ihnen wiederholt einen zu hohen
Cholesterinspiegel festgestellt, dann verändern Sie in Absprache
mit Ihrem Arzt, gezielt einen Faktor. Essen Sie z.B. wieder zwei
Eier in der Woche oder trinken Sie wieder vier Tassen Kaffee am
Tag. Bei der nächsten Untersuchung kann Ihr Arzt Ihnen dann ganz
genau sagen, ob sich Ihre Blutfettwerte weiter verschlimmert haben
oder ob der maßvolle Genuß der Eier oder des Kaffees für Sie
unbedenklich sind.
Weiter mit: Magenschonender Kaffee
See also:
Ursula Rost