http://www.urz.uni-heidelberg.de/uni/rech/B/II/11 (Einblicke ins Internet, 10/1995)
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11. Medizinische Forschung
11.1 Die Forschungskommission der Medizinischen Fakultät Heidelberg
Die Fusion der Heidelberger Medizinischen Fakultäten wurde
im Berichtsjahr abgeschlossen. Seit dem 1.10.1994 sind die
Fakultäten für Naturwissenschaftliche, Theoretische und
Klinische Medizin in der Fakultät für Klinische Medizin
Heidelberg vereinigt. Im Vorgriff auf den Zusammenschluß wurde
bereits am 13.12.1993 unter dem Dach der Medizinischen
Gesamtfakultät zum Zwecke der Intensivierung von
Forschungsarbeiten auf dem medizinischen Sektor die
Forschungskommission eingerichtet (vgl. hierzu auch
Rechenschaftsbericht 1993/94 S. 58). Kurz nach Konstituierung
der Kommission beschloß der Vorstand des Universitätsklinikums,
soweit haushaltsmäßig vertretbar, jährlich ca. 5 Mio. DM für
die interne Forschungsförderung bereitzustellen. Im Mittelpunkt
dieses Förderprogramms steht die stärkere Verzahnung der
klinischen Forschung mit den naturwissenschaftlich orientierten
medizinischen Grundlagenfächern sowie die Förderung des
klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses. Ein jährliches
wissenschaftliches Kolloquium, im Rahmen dessen die geförderten
Projekte vorgestellt werden müssen, sowie ein Abschlußbericht
mit klaren Angaben zum Erreichen des Antragsziels sind zum
Zwecke der Erfolgskontrolle vorgesehen.
Insgesamt wurden im erstmaligen Antragsverfahren 174
Projektanträge mit einer Gesamtantragssumme von 29,875 Mio. DM
vorgelegt. Die Anträge wurden größtenteils einem zweistufigen
Begutachtungsverfahren - interne Vorbegutachtung und, bei
positivem Ergebnis, ausschlaggebende externe Begutachtung -
unterzogen. Nach Abschluß dieses Verfahrens wurden 28 Anträge
bewilligt. Hierzu war eine Erhöhung der Fördermittel auf
insgesamt 7,6 Mio. DM zu Lasten der Mittel des Folgejahres
erforderlich. Von der Gesamtsumme entfielen rd. 1,1 Mio. DM auf
Anträge von Nachwuchswissenschaftlern (Junioranträge mit einer
Antragssumme bis zu 50.000 DM im Einzelfall) und rd. 6,5 Mio.
DM auf Anträge im Normalverfahren bzw. Ergänzungsanträge.
Mit diesem Instrument klinischer Forschungsförderung hat
das Universitätsklinikum Heidelberg erstmals einen
fakultätsinternen Wettbewerb für die Vergabe leistungsbezogener
Ressourcen ermöglicht mit dem Ziel,
- herausragende Leistungen auszuzeichnen,
- die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu verbessern,
- Nachwuchswissenschaftler zu fördern,
- das Einwerben von Drittmitteln durch eine Anschubförderung
zu unterstützen und
- neue wissenschaftliche Schwerpunkte zu setzen und sie als
gesonderte Forschungsschwerpunkte mit separater Finanzierung
und dem Ziel der Einrichtung klinischer Forschergruppen
entsprechend dem durch die DFG geförderten Modell
zusammenzufassen.
Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Heidelberg
möchten mit dieser Förderstruktur darüber hinaus die Einbindung
der Grundlagenfächer in die Forschungsprojekte der Kliniken
gewährleisten und umgekehrt den Grundlagenfächern durch
Kooperation mit den Kliniken den Zugang zu Patienten
verschaffen. Zugleich soll erreicht werden, daß Erkenntnisse
der Grundlagenwissenschaften rasch auf ihre klinische Relevanz
hin überprüft und für die Patientenversorgung nutzbar gemacht
werden können.
Die hervorragende Resonanz auf dieses neue interne
Förderverfahren wird auch daran deutlich, daß für das
Antragsverfahren 1995 insgesamt 210 Projektanträge mit einem
Antragsvolumen von rd. 26 Mio. DM vorgelegt wurden (110
Junioranträge, 88 Anträge im Normalverfahren und 12
Ergänzungsanträge). Die Entscheidungen über diese Anträge wird
die Forschungskommission der Medizinischen Fakultät im Laufe
des Sommersemesters treffen.
11.2 Wesentliche Forschungsprojekte
- Heidelberger Universitätsklinikum
In Zusammenarbeit mit dem Geriatrischen Zentrum Bethanien
strebt das Universitätsklinikum Heidelberg an, einen
Forschungsverbund "Geriatrische Forschung" zu bilden, der nach
externer Begutachtung und im Fall finanzieller Unterstützung
durch das Wissenschaftsministerium einen weiteren
Forschungsschwerpunkt bilden soll. Dabei ist beabsichtigt, zu
einer engen wissenschaftlichen Verzahnung aller mit dieser
Thematik beschäftigten Einrichtungen der Universität zu kommen.
Dazu gehören u.a. das künftige Zentrum für Alternsforschung
ebenso wie das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. Das
entsprechende Antragsverfahren wurde bereits eingeleitet. Die
Forschungskommission der Medizinischen Fakultät Heidelberg wird
auch dieses Förderverfahren im einzelnen beurteilen und für die
externen Begutachtungen Empfehlungen aussprechen.
Beispielhaft für das Bemühen des Universitätsklinikums um
Zusammenführung von patientennaher Forschung und
Grundlagenforschung sind zu nennen:
- der Beginn von klinisch-onkologischen Kooperationseinheiten
mit dem DKFZ,
- die Kooperation zwischen der Chirurgischen
Universitätsklinik und dem DKFZ im Rahmen eines
interdisziplinären chirurgisch-molekularbiologischen
Forschungsverbunds, in dem neue Ansätze der Grundlagenforschung
klinisch umgesetzt werden sollen;
- das Tumorzentrum Heidelberg-Mannheim, das nach einer
positiven externen Zwischenbegutachtung seiner
wissenschaftlichen Projekte für weitere 2 Jahre finanziert
wird. Die externe Gutachtergruppe hat die große Zahl von
Berufungen von Projektleitern des Tumorzentrums besonders
anerkennend hervorgehoben.
Der Sonderforschungsbereich 320 "Herzfunktion und ihre
Regulation" ist im Berichtszeitraum von der DFG positiv
begutachtet worden und wird für weitere drei Jahre
finanziert.
Nachdem die DFG schon im letzten Berichtsjahr die
Förderung der Forschergruppe "Fokale Hirnischämie und
Reperfusion - klinisch und experimentell" bewilligt hatte, in
der Arbeitsgruppen aus den beiden Neurologischen Kliniken in
Heidelberg und Mannheim und dem Physiologischen Institut der
Universität Heidelberg eng miteinander kooperieren, hat sie
Anfang dieses Jahres diese Forschergruppe erneut begutachtet
und 2 Projekten aus dem Bereich der Neurologischen Klinik
bescheinigt, daß sie zur Weltspitze der Forschung in diesem
Bereich gehören.
Eine Spitzenstellung nimmt das Universitätsklinikum
Heidelberg auch im kombinierten Einsatz von intraoperativer
Magnetresonanztomographie und Neuronavigation ein. Damit bietet
sich in der Kopfklinik die Möglichkeit, weltweit erstmals
intraoperative MRT und Neuronavigation kombiniert einzusetzen
und die Ergebnisse wissenschaftlich auszuwerten. In enger
Zusammenarbeit von Neurochirurgie, Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie, HNO-Chirurgie, Neuroradiologie und
Anästhesie werden unterschiedliche Komplexe mit diesem
hochkomplizierten System wissenschaftlich bearbeitet.
- Fakultät für Klinische Medizin Mannheim
Zur Förderung klinischer Forschungsprojekte wurde an der
Fakultät für Klinische Medizin Mannheim bereits 1992 ein
Forschungspool eingerichtet. Zur finanziellen Ausstattung des
Forschungspools sowie zu den Vergabekriterien sei auf die
Ausführungen unten
B III 2.3 verwiesen. Beispielhaft für diese
Projekte stehen:
- Aethiologie und Pathogenese des Schockgeschehens mit
Schwerpunkt auf dem Gebiet der Mikrozirkulation bei Patienten
mit Polytraumatisierung, Sepsis, Postischämie-Syndrom und
Frühgeburten (Verbundforschung von Intensivmedizin, Innerer
Medizin, Pädiatrie, Neurochirurgie und Pathologie). Dazu gehört
auch die Erprobung neuer Therapieansätze durch pharmakologische
Beeinflussung zur Zytoprotektion und durch Überbrückung der
kritischen Phasen durch extrakorporale Membranoxigenierung
(ECMO).
- Onkologie-Hämatologie der akuten myeloischen Leukämie und
der chronischen myeloischen Leukämie bei Kindern und
Erwachsenen mit Charakterisierung und Verlaufsbeobachtung der
clonalen, molekularen Marker unter der Behandlung mit
Charakterisierung von Untergruppen mit besonderer Prognose und
speziellen Therapieanforderungen, Ausbildung von
Referenzzentren für nationale Programme (Verbundforschung der
Inneren Medizin, Pädiatrie, Pathologie und der klinischen
Chemie).
- Schaffung eines EEG-Zentrums zur Diagnostik und
Therapiefindung bei Störung der Gehirnströme (Verbundforschung
der Neurologie, Neurobiologie, Radiologie und des
Zentralinstituts für Seelische Gesundheit).
- Erarbeitung und Anwendung von elektronisch regulierten
Blasenstimulatoren bei querschnittsgelähmten Patienten
(Verbundforschung der Urologie, Frauenheilkunde, Orthopädie und
der Fachhochschule für Technik und Gestalten Mannheim).
- Molekularbiologie und Immunologie in der klinsichen
Tumorforschung zur Früherkennung, Metastasenforschung und zum
Wissenstransfer neuer experimenteller Therapiemodalitäten in
der klinischen Erprobung (Verbundforschung der Inneren Medizin,
Dermatologie, Virologie, Nephrologie, Pathologie und
Transfusionsmedizin).
11.3 Drittmittelentwicklung
Im Bereich der Drittmittelförderung ist im vergangenen
Jahr eine deutliche Verknappung der Ressourcen spürbar
geworden. Umso mehr hat sich das Universitätsklinikum
Heidelberg nicht zuletzt mit Hilfe der bereits im letzten
Rechenschaftsbericht dargestellten Broschüre "Informationen zur
Forschungsförderung im Bereich der Medizin" (INFOMED) intensiv
bemüht, seine Spitzenstellung bei der Summe eingeworbener
Drittmittel und damit letztlich auch seiner
Forschungsintensität zu halten. Dies auch vor dem Hintergrund,
daß die vom Wissenschaftsrat empfohlene Verstärkung des
Programms der klinischen Forschergruppen z.Zt. nicht
gewährleistet scheint und neue Anträge, die vom
Universitätsklinikum Heidelberg geplant waren, im Rahmen dieses
Programms gegenwärtig nicht gestellt werden können.
Ein Vergleich der Drittmittelentwicklung 1992/93 der
baden-württembergischen Universitätsklinika, der dem
Geschäftsbericht des Wissenschaftsministeriums zum
Staatshaushaltsplan 1995/96 beigefügt ist (Anlage 7/8-7/10),
zeigt die Spitzenstellung des Klinikums der Universität
Heidelberg (Klinika Heidelberg und Mannheim) innerhalb des
Landes. Wie sich die Drittmittelentwicklung im einzelnen
darstellt, ist der Anlage 7/7 zu entnehmen. Trotz aller
Anstrengungen ist es im Berichtszeitraum zwar nicht gelungen,
erneut eine Steigerung zu erreichen. Beschränkt man sich
allerdings auf die für die Forschungsförderung wichtigsten
Titelgruppen, so ergibt sich zumindest bei diesen eine leichte
Steigerung. So stiegen die Einnahmen
- bei der Titelgruppe 84 (Sonstige Zuwendungen zur
Forschungsförderung) um 1,250 Mio. DM,
- bei der Titelgruppe 92 (aus Forschungsaufträgen) um 620.000
DM und
- bei der Titelgruppe 99 (Sachbeihilfen der DFG) um 850.000
DM.
Die Zuweisungen des Bundes zur Forschungsförderung
(Titelgruppe 81) blieben nahezu gleich, während bei der
Titelgruppe 91 (aus Forschungsaufträgen des Bundes) ein
Rückgang um 460.000 DM und bei der Titelgruppe 90 (Zuwendungen
der EU) ein solcher um 725.000 DM zu verzeichnen ist. Zum
letzteren ist anzumerken, daß die Medizinische Forschung bei
der EU-Forschungsförderung bisher eine weniger herausgehobene
Rolle spielte. Die verstärkten Bemühungen des
Universitätsklinikums Heidelberg um Mittel von der Europäischen
Union werden erst im kommenden Jahr zu Buche schlagen, weil im
Berichtszeitraum das 3. Rahmenprogramm auslief und das
Antragsverfahren zum 4. Rahmenprogramm mit einem deutlich
aufgestockten Förderprogramm BIOMED II erst in der 2.
Jahreshälfte 1994 begann.
An der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim führten
verschiedene Projekte, die durch Förderung aus dem
Forschungspool eingeleitet oder flankiert wurden, zu
erfolgreichen Drittmittelprogrammen. Allein von der DFG konnten
an Sachbeihilfen 704.900 DM eingeworben werden. Aus den
Forschungsprogrammen der Europäischen Union wurden Einnahmen in
Höhe von 139.400 DM erzielt, was angesichts der Stellung der
Medizinischen Forschung in der EU-Forschungsförderung für eine
relativ kleine Medizinische Fakultät einen erfreulichen Erfolg
bedeutet. Erfolgreich war die Fakultät auch bei der Einwerbung
von Forschungsaufträgen des Bundes (190.900 DM) und sonstiger
Dritter (439.600 DM). Eine Übersicht über die Drittmittelbilanz
der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim bei den einzelnen
Titelgruppen gibt Anlage 7/1, Spalte 2.