http://www.urz.uni-heidelberg.de/uni/rech/B/VIII/5/ (Einblicke ins Internet, 10/1995)
5. Partnerschaften
5.1 Mittel- und Osteuropa
Die Wissenschaftsbeziehungen zu Mittel- und Osteuropa im
Rahmen der Partnerschaften haben sich weiter entwickelt. Dabei
handelt es sich nicht in erster Linie um eine quantitative
Zunahme des Wissenschaftleraustausches, sondern um zusätzliche
Aktivitäten, wie gemeinsame Seminare, Workshops, Konferenzen
oder um neue Schwerpunkte in den Austauschbeziehungen.
Die Partnerschaft mit der Karls-Universität Prag
wies im Berichtszeitraum eine erfreuliche Kontinuität in den
Bereichen Pharmazie, Geographie, Physik und Mathematik auf.
Daneben waren neue Initiativen erfolgreich, wie das Romantik-
Symposium der Anglisten vom 6. - 11. Oktober 1994 in
Heidelberg, an dem zwei Wissenschaftler und acht Studierende
aus Prag teilnahmen. Die Zusammenarbeit zwischen den Theologen
wurde mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für
Wissenschaft und Forschung Baden-Württemberg (MWF) aktiviert.
Im Mai 1994 kamen die Dekane der Prager Evang.-Theologischen
und der Hussitisch-Theologischen Fakultät zur Teilnahme an
einem internationalen Symposium der Theologischen Fakultät nach
Heidelberg. Im Oktober 1994 reisten zwei Heidelberger
Professoren nach Prag, um künftige Vorhaben zu konkretisieren;
darunter ein Symposium in Heidelberg im Mai 1995 sowie den
Austausch von Lehrpersonal, von Graduierten und Studierenden.
Neu in der Zusammenarbeit und aus Landesmitteln finanziert war
die Gewährung von Stipendien für mehrwöchige
Fortbildungsaufenthalte am Institut für Deutsch als
Fremdsprachenphilologie für drei Prager Deutschlehrer sowie die
Bereitstellung von zwei Stipendien für jeweils 10-monatige
Forschungsaufenthalte in Heidelberg für zwei Prager Graduierte
ab Oktober 1994. Studienaufenthalte sind nicht mehr nur eine
Einbahnstraße in Richtung Heidelberg: Eine dritte Heidelberger
Studentin (Slavistik) absolviert seit Wintersemester 1994/95
einen einjährigen Studienaufenthalt mit einem tschechischen
Regierungsstipendium an der Karls-Universität.
Das in dem Arbeitsprogramm für die Jahre 1993 bis 1995 mit
der Eötvös-Loránd-Universität Budapest festgelegte
Austauschkontingent von 60 - 90 Tagen pro Jahr wurde 1994 durch
die Bereitstellung mehrerer Monatsstipendien durch das MWF weit
überschritten. Insgesamt empfing die Universität Heidelberg 12
Budapester Wissenschaftler zu 1 - 8-wöchigen Gastaufenthalten
in den Bereichen Physik, Astronomie, Mathematik,
Rechtswissenschaft, Germanistik, Deutsch als
Fremdsprachenphilologie, Linguistik, Anglistik, Soziologie und
Politische Wissenschaft. 5 Heidelberger Wissenschaftler der
Germanistik, Anglistik, Klassischen Philologie und Physik
reisten zu kürzeren Arbeitsbesuchen nach Budapest. Im Oktober
1994 nahm die Universität Heidelberg 3 Budapester Doktoranden
der Germanistik auf, die für 3- bzw. 6-monatige
Forschungsaufenthalte Landesstipendien erhielten. Damit wurde
im Berichtsjahr nicht nur der Ausbau der wissenschaftlichen
Kontakte erreicht, sondern auch das zweite erklärte Ziel der
Partnerschaft: die Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses.
Im Mittelpunkt der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit
der Semmelweis-Universität für Medizinische Wissenschaften
Budapest standen wiederum die projektgebundenen
Forschungsschwerpunkte mit den Themen Cardiovaskuläre
Erkrankungen (Hochdruckforschung), Pathologie (Tumorforschung),
Immunologie (Transplantationsimmunologie), Medizinische
Informatik und Health Management sowie Herz- und
Gefäßchirurgie. Daneben spielte der Methodentransfer und die
Unterstützung bei der Ausbildung des wissenschaftlichen
Nachwuchses eine wichtige Rolle. Die Universität Heidelberg
nahm 4 Budapester Doktoranden auf, die in verschiedenen
medizinischen Abteilungen Untersuchungen für ihre
Doktorarbeiten durchführten. Am 17./18. März 1995 fand in
Heidelberg das 4. Medizinische Symposium der
Partneruniversitäten Budapest, Freiburg und Heidelberg statt.
Im Rahmen dieses Partnerschaftstreffens wurde Herrn Professor
Harry Jellinek, langjähriger Partnerschaftsbeauftragter der
Semmelweis-Universität, mit der Heidelberger
Universitätsmedaille geehrt. Professor Jellinek war vor 30
Jahren zum ersten Mal als Gastprofessor in Heidelberg und trug
auch später wesentlich dazu bei, daß diese Partnerschaft im
Jahr 1983 offiziell begründet werden konnte.
In der Partnerschaft mit der Jagiellonen-Universität
Krakau wurden die Weichen für eine aktivere Zusammenarbeit
gestellt. Der im Februar 1994 neu ernannte Heidelberger
Partnerschaftsbeauftragte, Professor Dubbers, reiste für einige
Tage nach Krakau, um die Partnerinstitute und deren Arbeit
kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und Möglichkeiten der
Intensivierung der Kooperation zu besprechen. Die Physiker
beider Universitäten werden künftig jährlich ein gemeinsames
einwöchiges Seminar alternierend in Krakau und Heidelberg
veranstalten. Darüber hinaus wurde vereinbart, einen
Schwerpunkt des Austausches auf die Entsendung jüngerer
Forscher zur Mitarbeit an längerfristigen Projekten in
bestimmten Fächern zu legen. Der Anfang wurde bereits im
Berichtsjahr gemacht. Sowohl in Heidelberg wie in Krakau
arbeiten bereits Doktoranden an den jeweiligen
Partnerinstituten. Dabei kann die Finanzierung über die knappen
Partnerschaftsmittel nur eine Starthilfe sein; die
längerfristige Zusammenarbeit muß auch finanziell von den
Instituten selber getragen werden. Zu hoffen ist, daß die über
die Partnerschaft angebahnten Kontakte schließlich in
längerfristige Kooperationen einmünden.
In der noch relativ jungen Partnerschaft mit der
Universität St. Petersburg steht immer noch das
gegenseitige Kennenlernen der Arbeit der Partner im
Vordergrund. Nach St. Petersburg reisten Professoren der
Germanistik, Anglistik, Religionsphilosophie und Mineralogie.
Mehrwöchige Arbeitsaufenthalte in Heidelberg absolvierten 5
Petersburger Wissenschaftler, die die Fächer Mathematik
Geowissenschaften und Anglistik vertraten. Dem Bestreben, auch
Graduierte und Studierende in die Partnerschaft einzubeziehen,
wurde durch die Aufnahme eines jungen Physiologen zu einem 10-
monatigen Fortbildungsaufenthalt sowie durch die Gewährung von
2 Ferienkursstipendien zur Teilnahme am Heidelberger Sommerkurs
Rechnung getragen. Im Gegenzug bietet die Universität St.
Petersburg ab 1995 ebenfalls 2 Stipendien zur Teilnahme am
Sommerkurs für russische Sprache und Kultur an.
Die Rektorin der Universität St. Petersburg, Frau
Professor Verbitskaya, kam zu einem Kurzbesuch nach Heidelberg,
wo sie gemeinsam mit dem Rektor am 30.1.95 ein Protokoll
unterzeichnete, das die Austauschmodalitäten für die Jahre 1995
- 1997 regelt und die jährliche Austauschquote auf bis zu 90
Tagen festlegt.
5.2 Fernost
Die Zusammenarbeit mit den 4 chinesischen
Partnerhochschulen, der Medizinischen Tongji-Universität
Wuhan, den Fremdsprachenuniversitäten in
Peking und Shanghai und der Nankai-
Universität in Tianjin wurde mit insgesamt DM
180.000 wiederum vor allem vom MWF finanziell gefördert.
Eingesetzt wurden diese Mittel für 6-bzw. 12-monatige
Stipendien für Chinesen, Reisekosten für Heidelberger zu
Kurzzeitdozenturen in China und für die Beschaffung von Lern-
und Lehrmaterial für die Deutschen Abteilungen der Nankai-
Universität und der Fremdsprachenhochschulen in Peking und
Shanghai. Hinsichtlich der Austauschaktivitäten im einzelnen
sei auf den Rechenschaftsbericht des Vorjahres verwiesen. Die
dort dargestellten Maßnahmen wurden im wesentlichen
fortgesetzt.
Zu Austauschbeziehungen mit der Universität Kyoto
kam es auf der Ebene der Professoren, während die Verhandlungen
über den Austausch von Studierenden nach wie vor auf der Stelle
treten. Zwar liegt aus Kyoto die grundsätzliche Zusage vor,
Heidelberger Studierende aufzunehmen, doch sind die Beratungen
in den verschiedenen Gremien in Kyoto über den Verzicht auf
Studiengebühren bisher noch zu keinem für unsere Studierenden
positiven Abschluß gekommen.
5.3 Israel
Mit der Hebräischen Universität Jerusalem wurde der
Austausch von Stipendien für jeweils ein Studienjahr
fortgesetzt. Außerdem gewährte die Universität Heidelberg 3
Stipendien zur Teilnahme am Internationalen Ferienkurs für
deutsche Sprache und Kultur. Daneben existieren vielfältige
Austauschbeziehungen in Forschung und Lehre, die in vielen
Fachgebieten von einzelnen Professoren gepflegt und von den
einschlägigen Förderorganisationen in Deutschland und in Israel
unterstützt werden.
5.4 Brasilien
Die Zusammenarbeit mit der Universidade Federal do Rio
Grande do Sul (UFRGS) in Porto Alegre in der Medizin
und in den Naturwissenschaften, insbesondere Physik und Chemie,
wurde weitergeführt. In den Geisteswissenschaften wurde nach
einer längeren Zeit der Stagnation der Kontakt wieder
aufgenommen. Im Auftrag der UFRGS führte im Februar 1995 ein
Professor der Philosophie an der Universität Heidelberg
Gespräche über den Ausbau der Zusammenarbeit, die Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses und die Einrichtung einer
ständigen Gastprofessur für deutsche Philosophie an der UFRGS.
5.5 Montpellier, Cambridge
Ein wichtiges Ereignis in dem Netzwerk vielfältiger
Verbindungen auf allen Ebenen zwischen der Universität
Heidelberg und den drei Universitäten in
Montpellier waren die Montpellier-Tage in Heidelberg vom
20. - 22. Oktober 1994. Vertreter aller drei Universitäten,
darunter die Präsidenten Escoufier (Montpellier II) und Maurin
(Montpellier III), trafen zu einem regen Wissenschaftsaustausch
mit ihren Heidelberger Fachkollegen zusammen. Beteiligt waren
Mediziner, Juristen, Chemiker, Mathematiker, Politologen,
Historiker, Romanisten. Die Teilnahme an dem Festakt "20 Jahre
Institut Français und Romanisches Seminar unter einem Dach" mit
dem Vortrag des Präsidenten des Französischen Verfassungsrats,
Professor Badinter, und die Teilnahme an der Jahresfeier der
Ruprecht-Karls-Universität rundeten das Programm in
eindrucksvoller Weise ab.
Weiterhin erfolgreich - ohne förmlichen
Partnerschaftsvertrag mit der Universität Cambridge,
aber dennoch fest etabliert - verlief der Studenten- und
Stipendiatenaustausch mit dem Clare College, dem St.
Catharine's und St. John's College. An dem Sommeraustausch, für
den auf jeder Seite 5 Stipendien vergeben werden, sind
außerdem Clare Hall und das King's College beteiligt.