Prof. Dr. Marlies Dürkop bei der Verleihung
Foto: Barbara Herrenkind
Dieser Einheit hat die Industrialisierung unwiederbringlich ein Ende bereitet, aber wann immer große Naturwissenschaftler ihre schöpferische Energie zu überprüfen suchten, haben sie sich an die Besessenheit und zugleich die ordnende Rationalität von Künstlern erinnert gefühlt. Im Gegenzug gibt es eine Sehnsucht der Künste, der ökonomisierten Technik auf künstlerischem Gebiet in ihrem eigenen Anspruch zu begegnen. Christo und Jeanne-Claude reflektieren in ihrem Werk in der Spanne der handwerklich und dann industriell hergestellten Tücher und der von den Kölner Dockside Passages (1961) bis zu den mit bis zu zweieinhalb Tausend Mitarbeitern fertiggestellten Projekten des Running fence und der Umbrellas die gesamte Spanne, die sich seit der Trennung von Kunst und Wissenschaft und den Versuchen, sie zu überwinden, aufgetan hat, und auch aus diesem Grund können sie als zwei große Intellektuelle unserer Zeit gelten.
Christos gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude geplante, mit Brillanz auch begründete und in schwierigen und teils hochpolitisierten Diskussionsprozessen durchgesetzte Projekte zehren von einem in verschiedenen Kulturen geübten Umgang mit der Verbergens- und Enthüllungsqualität des Stoffes. In der Laudatio sollte deutlich geworden sein, daß, wenn sich die Fakultät glücklich schätzt, die erste Ehrenpromotion an Christo und seine Frau Jeanne-Claude zu verleihen, sie dies aus einer inneren Beteiligung der in ihr zusammengefaßten Fächer versteht.