Archäologische Ausgrabung in Baden-Württemberg
Frauenschmuck der Bronzezeit
Einem in Luftbildern erkennbaren doppelten
Grabenwerk und anderen Siedlungsspuren, die sich auf der Kuppe eines
Geländerückens abzeichneten, galten im März 1996 zwei
Suchschnitte in Heilbronn-Klingenberg.
Die Baggerarbeiten legten schlecht erhaltene
bandkeramische Gruben und Pfostengruben frei, ein Graben konnte noch
als etwa 1m breite und maximal 20cm tiefe Verfärbung mit einigen
bandkeramischen Scherben darin dokumentiert werden. Hierbei wurde ein
Grab der Mittelbronzezeit angeschnitten.
Die
Körperbestattung war in eine Nord-Süd-orientierte 2,2m x
1,1m große Grube gelegt worden. Steineinbauten oder Spuren eines
Holzsarges konnten nicht festgestellt werden. Die Verstorbene war in
gestreckter Rückenlage mit dem Kopf nach Süden bestattet
worden. Das knapp 20cm unter der Pflugsohle liegende Skelett ist nicht
gut erhalten, besonders die Gelenkenden, der Beckenbereich sowie
Wirbelsäule und Rippen sind stark in Mitleidenschaft gezogen.
Das Grab enthielt die vollständige
Trachtausstattung der Verstorbenen. Zwei etwa 25 cm lange, nach ihrer
Kopfform benannte Radnadeln, mit denen ein Umhang zusammengehalten
worden war, lagen nebeneinander auf dem Oberkörper. Dazwischen
befand sich eine lange dreireihige Kette aus feinen Bronzespiralröllchen,
kleinen Knochenschiebern sowie einer größeren
Bernsteinperle in der Kettenmitte. Im Bereich der Halswirbelsäule
lagen weitere kleinere Bernsteinperlen, die wegen ihrer schlechten
Erhaltung nicht vor Ort freigelegt wurden. An den Handgelenken trug
die Tote je eine achtfach gewundene bronzene Armspirale sowie einen
massiveren einfachen Armring. Außerdem hatte sie an den Knöcheln
drahtförmige Fußringe mit Spiralenden. Neben dem Schädel
waren mindestens zwei Gefäße niedergestellt worden, die völlig
zerdrückt sind. 
Angesichts der fragilen Funde wurde das Grab
in drei Blöcken eingegipst. Dies ermöglicht die Anfertigung
von Röntgenbildern und eine sorgfältige Dokumentation bei
der Entnahme der Funde.
Die Radnadeln des in Klingenberg gefundenen
Typs sind hauptsächlich aus dem hessischen Raum bekannt, von
Grabungen des 19. und frühen 20. Jh. liegt solcher Schmuck aber
auch aus zwei Frauengräbern in der Gegend um Heilbronn vor.
Eine vor wenigen Jahren auf demselben Acker
in Klingenberg ausgepflügte weitere Radnadel weist mit dem jetzt
geborgenen Grab darauf hin, daß hier ein - allerdings durch die
Landwirtschaft akut gefährdeter Friedhof vorhanden ist.
A. Neth
Publiziert in »Archäologie in
Deutschland« 3/1996
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4. Mai 1997 Für Anregungen oder Fragen bitte
eine eMail schicken an:
Wolfgang M. Werner
wmwerner@compuserve.com
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