Archäologische Ausgrabung in Baden-Württemberg
Schwäbische Feinware
Das Ortszentrum von Remshalden-Buoch (Kr.
Rems-Murr) ist seit 1980 als Standort einer mittelalterlichen Töpferei
bekannt, die das Qualitätsgeschirr des mittleren Neckarraumes,
die sogenannte rotbemalte oder schwäbische Feinware produzierte.
Im Vorfeld von Baumaßnahmen wurden im 1995/96 Sondierungen
durchgeführt. Leider konnten, wie schon 1993, weder Brennöfen
noch andere Töpfereieinrichtungen aufgedeckt werden. Es kam
jedoch wieder Ausschußmaterial zutage, das erstmals
Produktionsstücke der Buocher Töpferei aus der zweiten Hälfte
des 12. Jh. am Herstellungsort selbst dokumentiert.
Die
ältesten Stücke sind überwiegend Kannen mit zwei randständigen,
oft sehr breiten, bandförmigen Henkeln. Diese Gefäßform
gilt als wichtiges Bindeglied der Buocher rotbemalten Feinware zu älteren,
hochmittelalterlichen Warenarten, was sich mit dem nun vorliegenden
Fundgut weiter erhärten läßt. Zum einen gibt es
Randbildungen, die mit denen der spätesten Ausprägung der älteren
gelbtonigen Drehscheibenware des TypsJagstfeld identisch sind.
Zum anderen wiesen zahlreiche Kannenfragmente eine gröbere
Scherbenbeschaffenheit auf, wie sie typisch für die ebenfalls ältere
gelbe, quarzgemagerte Ware ist. Auch die auffälligen mehrfach
gerieften Ränder haben in dieser letztgenannten Warenart ihre
bisher einzigen Parallelen im mittleren Neckarraum. Sie wirken wie
Imitationen von Formen der grautonigen Drehscheibenware, die man für
das 11./12. Jh. am mittleren und nördlichen Oberrhein kennt.
Besonders auffällig ist das Fehlen von
Maldekor auf den Gefäßfragmenten. Die Bemalung der frühesten
bislang bekannten Buocher Feinware beschränkt sich auf wenige,
unterhalb der Randzone einsetzende Striche. Der typische Gitterdekor
stellt erst eine zweite Entwicklungsstufe im späten 12. und frühen
13. Jh. dar.
Die nun entdeckten, gänzlich
unverzierten Stücke stehen für eine Produktionsphase der Töpferei
in der Mitte des 12. Jh. Dies muß keineswegs die früheste
sein, neue Funde könnten andere Datierungen erbringen.
U. Gross
Publiziert in »Archäologie in
Deutschland« 4/1996
Bild: Remshalden-Buoch: Die bislang ältesten
Stücke der Buocher Keramikproduktion.
[zur HomePage] -
[andere archäologische Plätze...]
- [andere Ausgrabungen] -
4. Mai 1997 Für Anregungen oder Fragen bitte
eine eMail schicken an:
Wolfgang M. Werner
wmwerner@compuserve.com
|