Im Folgenden geht es ausschliesslich um den Individual Network Anteil, da ja die anderen Kosten ausschliesslich im Ermessen der Betreibergemeinschaft liegen und es da aufgrund der unterschiedlichen Anbindung, dem Leistungsspektrum und lokalen Anschlussmoeglichkeiten zu grossen regionalen Unterschieden kommen kann. Die Teilnehmer einer Domain zahlen die Beitrage an ihre Betreibergemeinschaft, die wiederum den Anteil fuer das Individual Network gesammelt an den IN-Kassenwart abfuehrt. Um den tatsaechlichen Preis fuer einen Anschluss zu erfahren, sollte man sich also mit der entsprechenden Betreibergemeinschaft in Verbindung setzen und die Preise dort erfragen. Fuer das gesamte Individual Network kann dieses nicht einfach beantwortet werden.
Das Individual Network laesst den Domains bei der Preisgestaltung einige Freiheiten. So wird zum Beispiel nicht in allen Domains der Individual Network Anteil gleichfoermig auf die Teilnehmer umgelegt. Mit Hilfe des Preises haben die Domains die Moeglichkeit, bestimmte Dienste oder Strukturen zu foerdern (IP, Mailboxen etc), wenn dieses in ihrem Interesse liegt. Haeufig profitieren von einer IP-Anbindung der Verteilerrechner auch die anderen Domainteilnehmer, so dass man sich z.B. vorstellen kann, dass diese Struktur gefoerdert wird.
Der Individual Network Anteil der Kosten besteht aus einer "Mindestgebuehr", die pro Rechner entrichtet werden muss. Alle Individual Network Domains sind aufgefordert, jeden Monat (am besten zum 20. des jeweiligen Monats) die Anzahl der teilnehmenden Rechner ("Sites") zu melden [8]. Der niedrigst moegliche Betrag, den eine Betreibergemeinschaft an das Individual Network abfuehren muss, besteht aus dem Produkt von Siteanzahl und der aktuellen Mindestgebuehr. Nimmt eine Individual Network Domain aber besonders kostenintensive Dienste (z.B. IP) stark in Anspruch, so ist diese Domain gehalten, einen "freiwilligen Mehrbeitrag" zu leisten, der ebenfalls in der monatlichen Meldung anzugeben ist. Die Zahlung und die Hoehe des Mehrbeitrags ist von der Domain selbst festzulegen, wobei aber bedacht werden sollte, dass es sich beim Individual Network um eine Interessengemeinschaft handelt und dieses nur funktionieren kann, wenn man das Individual Network nicht auf Kosten der anderen Domains ausnutzt. In der Vergangenheit hat sich das Verfahren aus Mindestgebuehr und freiwilligem Mehrbeitrag als sehr leistungsfaehig und flexibel herausgestellt. Grundsaetzlich waere es auch moeglich, dass der Vorstand einen Mehrbeitrag fuer eine Domain festsetzt. In der Vergangenheit ist das allerdings nicht noetig gewesen.
Beim freiwilligen Mehrbeitrag ist auch die Domainstruktur zu beruecksichtigen. Besteht eine Domain ueberwiegend oder ausschliesslich aus Mailboxen (Vielbenutzersystemen), so ist ebenfalls die Zahlung eines Mehrbeitrages empfohlen. Ebenfalls beruecksichtigt werden sollte die Definition einer "Site" in der jeweiligen Domain. Eine exakte Definition durch das Individual Network steht noch aus und ist aufgrund der unterschiedlichen Technologie in den Domains und dem stark unterschiedlichen Dienstangebot bisher nicht moeglich gewesen. Ob eine starre Definition den dynamischen Strukturen des Individual Network ueberhaupt gerecht werden kann, ist bisher voellig offen.
Vereinfacht ausgedrueckt kann eine Site im Sinne des Individual Network als ein Rechner gesehen werden, zu dem Netzdienste automatisiert uebertragen werden. Dieser Automatismus ist ueblicherweise UUCP, SLIP, PPP, ZConnect oder eines der FidoNet/MausNetz-Transportmechanismen. Systeme, die Online-Dienste in einer Mailbox in Anspruch nehmen, sind keine Site im Sinne des Individual Network. Allerdings ist eine Domain mit einem hohen Anteil solcher Mailbox-Systeme gehalten, einen freiwilligen Mehrbeitrag an das Individual Network zu leisten. Im Individual Network gibt es auch organisatorische Betreibergemeinschaften klassischer deutscher Mailbox-Netze (maus.de, zer.de, fido.de), wo zum Teil der Sitebegriff aufgrund der anderen Technik und der unterschiedlichen Nutzungsmoeglichkeiten etwas modifiziert wurde. Langfristig wird angestrebt, auch diese Systeme in die regionalen Domains des Individual Network zu ueberfuehren, so dass eine stabile und preisguenstige Vorort-Versorgung genutzt werden kann und eine einheitliche Sitebewertung in einer Region erfolgt. Beim Z-Netz (zer.de) ist dieses bereits weitesgehend vollzogen. Die regionalen Domains sind aufgefordert, diese Migration zu unterstuetzen.
Die Hoehe der Mindestgebuehr wird im Individual Network durch die Mitgliederversammlung oder das Praesidium aufgrund des Berichts des Kassenwarts und des Finanzierungsplans festgelegt. Dabei werden die laufenden und geplanten Ausgaben sowie die bestehenden und erwuenschten Ruecklagen beruecksichtigt. Aenderungen bei der Mindestgebuehr sind selten. Das Individual Network ist stolz darauf, dass in der Vergangenheit die Preise immer gesenkt werden konnten, obwohl das Angebot kontinuierlich gestiegen ist. Trotz Inflationsrate, der gestiegenen Ansprueche, der hoeheren Nutzung, der verbesserten Zuverlaessigkeit, dem breiten Angebot, den verbesserten Diensten, zusaetzlicher Vertraege und der erreichten Unabhaengigkeit betragen die Preise nur noch etwa 25% der Gruenderzeit. Die Mindestgebuehr pro Site betraegt heute (Januar 95) nur noch 7 DM/Monat - unabhaengig vom Volumen der Nutzung, der verwendeten Technik und der Anzahl der Benutzer. Durch diese Preisentwicklung ist es vielen Betreibergemeinschaften moeglich geworden, eine leistungsfaehige lokale Infrastruktur zu finanzieren und auch IP-Dienste anzubieten. Der Anteil fuer die lokale Infrastruktur (ISDN-Leitungen, Standleitungen, Rechner, Modems, Telefonleitungen) der Betreibergemeinschaft ist haeufig hoeher als der IN-Beitrag.
Von den eigenommenen Beitraegen der Teilnehmer bezahlt das Individual Network die laufenden Kosten durch die Providergebuehren (zur Zeit Belwue, DFN, EUnet, XLink), die WiN-Leitungen, die Mehrwertdienste, die DE-NIC-Gebuehren sowie die Ausgaben fuer die Geschaeftsstelle. Ein geringer Anteil wird auch fuer die Mitgliederversammlung, Reisekosten und sonstige Ausgaben (Notar, Amtsgericht, Porto, Kontofuehrung, Steuerberater etc.) aufgewandt. Um eine stabile Preisentwicklung gewaehrleisten zu koennen und die Dienste bei der dynamischen Entwicklung der Teilnehmerzahlen und den volumenabhaengigen Berechnungen der Provider sicher stellen zu koennen, werden auch zweckgebundene Ruecklagen gebildet.
Der Individual Network e.V. ist als Verein als (vorlaeufig) gemeinnuetzig anerkannt. [Das "vorlaeufig" entfaellt nach Abschluss der Pruefung durch das Finanzamt.]
Aufgrund haeufiger Nachfragen ein paar Anmerkungen, warum die Gebuehrenberechnung des Individual Network ausschliesslich aufgrund der Sitezahlen der Domains erfolgt:
Das Individual Network hatte in der Anfangszeit (1991) andere Abrechnungsmodelle, die sich allerdings als nicht sehr praktikabel herausgestellt haben. So gab es zunaechst die Gebuehren, die fuer die jeweilige Domain festgesetzt wurden. Mit der zunehmenden Zahl von Domains ist eine solche Festsetzung nicht mehr moeglich, da niemand das Verhaeltnis der 60 Domains zueinander einschaetzen kann, ohne dass objektive Kriterien dafuer existieren. Abgeloest wurde dieses Abrechnungsverfahren durch eines, welches auf einer Nutzerzaehlung in den Domains beruhte. Eingefuehrt wurde dieses Verfahren, da der damalige Provider (EUnet) seine Gebuehren in Abhaengigkeit der Nutzer im Individual Network festgelegt hatte. Das IN-interne Verfahren, bei dem Nutzerzahlen mit Faktoren fuer virtuelle und reale Nutzer multipliziert werden mussten, um die tatsaechliche Anzahl der Netznutzer zu erhalten, konnte erfreulicherweise bald abgeloest werden. Es hatte sich herausgestellt, dass in den Domains die Zahl der tatsaechlichen Netznutzer nicht mit einem vertretbarem Aufwand ermittelt werden konnten.
1992 wurde dann ein neues Verfahren eingefuehrt, welches nur auf der Zaehlung von Systemen beruhte. Um die Unterscheide der verschiedenen Domainstrukturen (Mailboxdomains zu UUCP-Domains) auszugleichen, wurden diese Zahlen mit einem Gewichtungsfaktor ("NTK", Netzteilnehmerklasse) multipliziert. Da sich die meisten Domains in ihrer Struktur aber immer staerker angeglichen haben und ein immer groesseres Gewicht auf den IP-Diensten lag, wurde dieses Verfahren durch das heute gueltige Verfahren abgeloest, welches aus einem Sockelbetrag und der freiwilligen Mehrzahlung besteht. In Haertefaellen wurde der Beitrag fuer die Domains ueber einen Zeitraum von einem Jahr langsam angeglichen.
Aufgrund der stark steigenden Teilnehmerzahl wurde der Sockelbetrag 1993 in einen Mindestbetrag umgewandelt, da ein weiteres Absinken des Sitebeitrages neue Projekte unmoeglich zu machen drohte (zwischenzeitlich waren die Gebuehren pro Rechner auf unter DM 4.50 pro Monat abgesunken). Die heutige Tarifierung hat sich als flexibel und stabil herausgestellt und da eine Bewertung nach verursachtem Volumen nicht moeglich und nach Nutzerzahlen zu aufwendig erscheint, auch als sehr guenstig. Fuer die Nutzer und die Domains ist die pauschale Berechnung pro Site auch sehr erfreulich, denn sie wissen bereits im voraus, wie hoch der IN-Anteil in diesem Monat sein wird. Der niedrige Preis von 7 DM/(Monat*Site) rechtfertigt auch kaum aufwendigere Abrechnungsmethoden, die zusaetzlichen Verwaltungsaufwand (und damit Kosten) verursachen wuerden. Die feste Definition einer "Site" steht allerdings nach wie vor noch aus, ist aber aufgrund der inzwischen eingesetzten Offline-Reader nicht mehr einfach zu fassen. Die Mitgliederversammlung 1995 hat angeregt, diese Fragen im Arbeitskreis 'Finanz' zu eroertern und einen Vorschlag zu erarbeiten, der dem Praesidium vorgelegt werden kann.